Quimili, 15.11.2013

Liebe Freunde und Wohltäter in Deutschland,

mein Name ist Delia und ich möchte Ihnen aus meinem Leben erzählen. Ich bin 26 Jahre alt und habe 4 Kinder. Vielleicht sind Sie überrascht über das, was ich erzählen werde, doch in dem Teil der Welt, in dem wir leben, ist das der Alltag.

Ich zog mit 15 Jahren, im 5. Monat schwanger, zu dem Vater meines Kindes. Ich verließ die Grundschule und erinnere mich nicht mehr, in welchem Jahrgang ich damals war. Für Leute meiner sozialen Schicht ist Bildung nicht von Bedeutung.

Mein Sohn kam gesund zur Welt und danach zwei weitere Kinder. Wir lebten in einem Zelt, gebaut aus vier Holzstämmen, die Wände aus Plastiktüten. Wir hatten eine einzige Matratze, auf der wir gemeinsam schliefen. Der schattige Platz unter einem Baum diente tagsüber als Lebensraum und Küche. Mein Mann hatte keine feste Arbeit, nur manchmal Gelegenheitsarbeit und verließ mich bald. Ich verstand schnell, dass er keine Lust hatte, zurückzukommen und so war es dann auch. Wir blieben allein, die 3 Kinder und ich.

Wir hatten nichts zu essen. Meine Familie wollte mir nicht helfen. Meine Tochter Trinidad erkrankte. Sie war die Kleinste, gerade 2 Jahre alt. Sie wog 7 Kilo und war nicht fähig zu laufen. Im Hospital sagte man mir, dass sie möglicherweise ein Gericht nicht vertragen habe. Es hatte keinen Zweck zu sagen, dass wir gar nichts zu essen hatten. Meiner Tochter ging es immer schlechter.

Zufällig entdeckten uns Leute aus der Pfarrei San Pedro Y San Pablo und kümmerten sich um uns, um meine 3 Kinder und um mich. Dank ihrer Hilfe wurde festgestellt, dass meine Tochter an Unterernährung schwersten Grades litt. Sie boten mir, mit den Kindern im Altenheim der Pfarrei von Pater Eugenio zu wohnen. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich unter einem festen Dach schlief. Wir hatten ein sauberes Bett und jeden Tag zu essen. Man lehrte uns Hygiene, Kleidung zu waschen und Bettwäsche zu benutzen. Das alles mag für Sie eine Selbstverständlichkeit sein, aber für uns war das alles neu.

Ich erinnere mich, dass eines Tages Pater Eugenio kam und sagte, ich hätte Glück, denn Personen aus Deutschland mit einem großen Herzen würden helfen, damit meine Kinder und ich ein kleines gemauertes Haus bekämen. Ich war sehr glücklich, denn ich weiß, was Pater Eugenio verspricht, das hält er immer.

Heute habe ich mein kleines Häuschen. Vom Regen werden wir nicht mehr durchnässt und auch der Wind macht uns keine Angst mehr. Meine Kinder und ich gehen weiterhin zum Speisesaal der Pfarrgemeinde, denn ich habe keine Arbeit und dort bekommen wir eine Mahlzeit, die einzige, die wir am Tag bekommen. Jetzt lebe ich in einer neuen Beziehung und wir haben ein gemeinsames Kind. Mein Mann hat auch keine Arbeit, aber er verlässt mich nicht.

Liebe Freunde und Wohltäter, lassen Sie mich sagen, dass viele Personen hier das Gleiche erleben. Einige überleben nur dank des Mittagessens, das sie in den Speisesälen unserer Pfarrei erhalten und dank der Solidarität und der großen Herzen wie Sie haben, die Freunde in Deutschland, die uns helfen, ohne uns zu kennen. Hier gibt es viele Mamas und viele Kinder, die leben dank Ihnen.

Mit diesem Brief möchte ich allen danken, die uns geholfen haben oder auch in Zukunft helfen werden. Haben Sie die Gewissheit, dass das, was Sie uns schicken, sich wandelt zu einem Essen oder einem Kleidungsstück für viele von uns.

Gott möge Ihr Leben stets erhellen mit seinem Licht und Ihre Familien schützen!

Seien Sie sicher, dass am anderen Ende der Welt Personen leben, die Ihnen wünschen:

Feliz Navidad! Frohe Weihnachten!

Delia de Soria